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Studie des UBA zum Vorkommen von PFAS in Abfallströmen
Das Umweltbundesamt (UBA) hat im Mai die Ergebnisse des Forschungsvorhabens „Untersuchung des Vorkommens von PFAS in Abfallströmen“ veröffentlicht. Ziel des Forschungsvorhabens war die Bewertung des Risikos von PFAS für Mensch und Umwelt. Im Rahmen des Projekts wurden PFAS in Abfallströmen gemäß den Anforderungen des Stockholmer Übereinkommens über persistente organische Schadstoffe (persistent organic pollutants, POP; Umsetzung der Anforderungen in der EU durch die Verordnung (EU) 2019/1021 über persistente organische Schadstoffe) bewertet. Relevante Abfallströme wurden mittels einer Literaturrecherche identifiziert, davon ausgehend ein Probenplan entwickelt und Probennahmen durchgeführt. Aus den Ergebnissen wurden Maßnahmenvorschläge für eine umweltgerechte Abfallbewirtschaftung abgeleitet.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurden vier Abfallströme als besonders relevant identifiziert: Alttextilien, Klärschlämme, Altpapiere und Bodenaushub. Besonderes Augenmerk wurde auf die frühzeitige Erkennung der PFAS-Belastung gerichtet, damit die Abfälle am Ende der Gebrauchsphase so entsorgt werden können, dass es weder zu PFAS-Einträgen in die Umwelt noch zu einer Anreicherung von PFAS in recycelten Materialien kommt. Folgende Empfehlungen gibt das UBA für die besonders relevanten Abfallströme:
- Textilien, die mit hoher Wahrscheinlichkeit erheblich mit PFAS belastet sind, wie Outdoorjacken, Arbeitskleidung oder Markisen, sollten frühzeitig identifiziert, aussortiert und der thermischen Verwertung zugeführt werden, um eine Verschleppung der PFAS zu vermeiden.
- Klärschlämme sollten hinsichtlich ihrer PFAS-Belastung beprobt und analysiert werden, damit belastete Schlämme einer thermischen Behandlung zugeführt werden können, um PFAS möglichst weitgehend zu zerstören. Nach Einschätzung des UBA kann davon ausgegangen werden, dass der Großteil der industriellen und kommunalen Klärschlämme in Deutschland mit PFAS belastet ist. Bei Einsatz als Düngemittel in der Landwirtschaft ist ein Eintrag in den Boden und – nach Auswaschen durch Regen – in das Grundwasser zu befürchten.
- Papier wird oftmals für den Einsatz als Lebensmittelkontaktpapier mit PFAS behandelt, um wasser- und fettabweisende Eigenschaften zu verleihen. Diese Papiere sollten deshalb im Verpackungs- oder Hausmüll, aber nicht im Altpapier entsorgt werden. Dazu könnten Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit hilfreich sein. Für die stoffliche Verwertung von Altpapier könnten in Zukunft auch Grenzwerte für PFAS in Anhang 28 der Abwasserverordnung aufgenommen werden.
- Böden können durch die Ausbringung von PFAS-kontaminierten Klär- oder Papierschlämmen verunreinigt werden. Auch PFAS aus der Luft können sich im Boden absetzen. Mengenmäßig stellen „Abfallböden“ den größten Abfallstrom dar, der im Bericht betrachtet wird. Belastete Böden werden meistens verfüllt. Der Bericht empfiehlt, die Böden vor Wiederverwendung mittels chemischer oder thermischer Verfahren zu sanieren.
Zur thermischen Verwertung von PFAS-belasteten Abfällen: Abfallverbrennungsanlagen müssen in Europa allgemein eine Mindesttemperatur von 850° C aufweisen und eine Mindestverweilzeit von zwei Sekunden einhalten. Für gefährliche Abfälle mit einem Gehalt von mehr als 1 Gewichtsprozent an halogenierten organischen Stoffen, berechnet als Chloride, sind Temperaturen von 1.100 °C erforderlich (Art. 50 Abs. 2 der Richtlinie über Industrie-Emissionen, in Deutschland umgesetzt mit der 17. BImSchV). Nach Einschätzung des UBA sind Aschen aus der thermischen Verwertung keine signifikante Quelle von PFAS, wenngleich diese nicht vollständig zerstört werden. Auch Abgase seien keine signifikante Quelle, zumindest nicht für Perfluorsäuren. Das UBA empfiehlt jedoch, Messungen zum Gehalt von Fluorgasen in der Abluft von Abfallverbrennungsanlagen durchzuführen da hierzu bisher keine Messungen in Studien abgebildet sind. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Anlagen mit Blick auf PFAS insgesamt ausreichend zerstörungseffizient arbeiten.
Der Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben kann auf den Seiten des UBA hier heruntergeladen werden.